Durch das Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) hatte ich die Möglichkeit, ein Auslandssemester in Tokyo an der Keio University zu machen. Zum Aufenthalt gehört dazu, dass ich dort meine Studienarbeit schreibe. Aus diesem Grund habe ich mich im Vorfeld schon über ein Projekt und ein Labor informiert. Ich habe mich für das „Aoyama and Kakinuma Laboratory“ entschieden. Den zuständigen Professor, also Prof. Kakinuma, habe ich per E-Mail gefragt, ob er mich als Austauschstudenten in seinem Labor aufnimmt und ob ich mich an einem seiner Projekte beteiligen darf. Er war sehr zuvorkommend und hat sich um alles gekümmert, sodass ich keinerlei Probleme mit der Organisation hatte. So hat mich eine Lab-Memberin vom Flughafen abgeholt und mich zum Wohnheim gebracht und mir die wichtigsten Sachen erzählt, worauf ich in Japan zu achten habe.
Das Labor hat für mich eine Welcome-Party organisiert, sodass ich direkt in der ersten Woche meine neuen Arbeitskollegen kennenlernen konnte, bevor es mit dem Forschungsprojekt losging. Meine Arbeitskollegen haben mich sehr gut aufgenommen und ich habe mich wohl gefühlt. Jedoch bleibt noch eine kleine Sprachbarriere, da Englisch in Japan nur ein Wahlfach ist und nicht jeder Student Englisch sprechen kann. Ich hatte keine Probleme damit, da ich im vorherigen Semester die Basics in Japanisch gelernt habe und man sich sehr schnell daran gewöhnt.
Als Mitglied des Labors gehört es dazu, alle zwei Wochen für ein Meeting eine Präsentation zu machen, in der man vor allen anderen Kollegen, inklusive Professoren, seinen Stand der jeweiligen aktuellen Forschung vorstellt. Die Arbeitskollegen und Professoren geben dann ihre Meinungen und Kritik dazu, sodass man neue Ideen und Blickwinkel zum weiteren Verlauf des Projektes bekommt.
Die Leute aus meinem Lab waren alle freundlich und hilfsbereit. Nach anstrengenden Arbeitstagen gehört es sich, mit den Kollegen zum sogenannten Izakaya zu gehen. Dies ist sehr populär in Japan. Dort trifft man sich nach der Arbeit zu gekühlten Getränken und Essen, um sich zu unterhalten und zu diskutieren. Durch das Forschen mit meinen Kollegen auf einer internationalen Ebene habe ich mich in Bezug auf mein späteres Arbeitsleben weiterentwickelt, da es eine große Herausforderung war
In der Zeit meines Aufenthaltes wohnte ich im „Hiyoshi International Dorm“. Das Wohnheim ist relativ neu und in zwei Bereiche aufgeteilt. Die Schlafbereiche der Frauen und Männer sind getrennt. Zudem werden vier Studenten in eine Unit aufgeteilt. Die Units werden so aufgeteilt, dass sich darin zwei japanische und zwei ausländische Studenten befinden. Jeder bekommt ein eigenes Zimmer, Badezimmer und Wohnzimmer werden geteilt. Die Zimmer sind mit Schreibtisch, Bett, Kühlschrank, Kleiderschrank und Balkon ausgestattet. Die Ausstattung ist sehr modern, im Erdgeschoss befindet sich ein öffentliches Bad, eine große Terrasse, ein Gemeinschaftsraum, ein Lernraum und eine Lounge. In jedem Stockwerk befindet sich eine große Küche, sodass man sich dort mit anderen treffen und zusammen kochen und essen kann. In diesem Wohnheim gelten sehr strenge Regeln. So ist es untersagt, die Bereiche des jeweils anderen Geschlechts zu besuchen, weshalb es auch getrennte Fahrstühle gibt. Das Wohnheim ist eines der modernsten und teuersten, die zur Auswahl stehen, aber ich persönlich kann es nur empfehlen, da dort die Chance, Kontakte mit internationalen sowie japanischen Studenten zu knüpfen, sehr hoch ist. Vom Wohnheim zum Labor auf dem Yagami Campus dauerte der Fußweg etwa 15 Minuten. Die Bahnstation „Hiyoshi“ ist ca. 30 Minuten von der Innenstadt Tokyos entfernt.
Tokyo lässt sich am besten mit dem Wort „vielfältig“ beschreiben. Es ist schier unmöglich alles zu erkunden, da die Stadt sich gefühlt jeden Tag verändert. So gibt es beispielsweise den Ort „Akihabara“, wo sich viele Japaner aber auch Touristen tummeln und ihre persönlichen Fantasien ausleben (Anime/Manga). Aber es ist auch das Herz des japanischen Elektronikhandels. Der Ort ist sehr laut und aufgedreht.
Fährt man mit der „Ginza Line“ Richtung Shibuya und steigt fünf Stationen später aus, so landet man im Stadtteil „Asakusa“. Dieser Ort ist sozusagen das komplette Gegenteil von Akihabara, sodass man sich wie in einem anderen Zeitalter fühlt (vor allen Dingen, wenn man gerade aus Akihabara kommt). Dort befindet sich einer der ältesten Tempel Tokyos und zudem auch der bekannte Asakusa-Schrein. Am Schrein findet auch das jährliche Shinto-Fest „Sanja Matsuri“ statt, bei dem ich glücklicherweise teilnehmen konnte.
Tokyo hat viele interessante Sachen und Erfahrungen zu bieten, sodass ich nicht alles hier reinschreiben kann und will, da jeder seine eigenen Erfahrungen machen sollte. Wenn die Zeit es zulässt, würde ich empfehlen die anderen Ecken Japans zu erkunden, wie z.B. Kyoto. Kyoto ist eine eher kulturelle Stadt, die das alte Japan zeigt. Dort befindet sich auch das „Kiyomizu-dera“. Das ist ein sehr bekannter buddhistischer Tempel mit einer atemberaubenden Panorama-Aussicht. Zudem befinden sich in der Nähe viele andere Sehenswürdigkeiten, wie der Bambuswald in Arashiyama, der Schinto-Schrein mit seinen berühmten Toren oder auch das „Kinkaku-ji“, ein vollständig mit Blattgold überzogener Tempel.
Kyoto liegt in der Kansai-Region. Ich habe mir ein verlängertes Wochenende Zeit genommen, um diese Gegend zu erkunden. Unter anderem habe ich dort noch Osaka, Kobe und Nagoya erkundet. In Nagoya findet einmal jährlich ein großes Sumo-Turnier statt, bei dem ich glücklicherweise als Zuschauer teilnehmen konnte, da die Karten sehr schnell ausverkauft sind.
Bekannt ist Japan auch für die kulinarischen Spezialitäten, wie z.B. Sushi, Ramen, Kobe-Rind, Kugelfisch, Okonomiyaki usw. Ich kann nur empfehlen alles auszuprobieren, da es wirklich interessant ist.
In Nagoya habe ich beispielsweise, wie auf dem Foto zu erkennen ist, „Hitsumabushi“ gegessen. Das ist gegrillter Aal mit Reis und Tee und wird auf eine bestimmte Art gegessen, welche mir freundlicherweise von Japanern gezeigt wurde.
Ein Auslandssemester in Japan kann ich nur empfehlen, jedoch sollte nicht außer Betracht gelassen werden, dass dies natürlich auch teuer ist. Die Preise in Japan sind höher als in Deutschland und die Miete ist mehr als doppelt so hoch. Deswegen sollte man sich vorher am besten um ein Stipendium kümmern, um sich finanziell besser aufzustellen und Freizeitaktivitäten durchführen zu können. Hierbei hat mich das IFW jedoch im Vorfeld unterstützt.
Wie man vielleicht schon merken kann, hatte ich in Japan eine unglaublich interessante und schöne Zeit. Ich habe mich durch die Erfahrungen persönlich weiterentwickelt und viele Freunde dazu gewonnen.