Mein Auslandsaufenthalt führte mich für fünf Monate in eine der größten Städte der Welt, genauer gesagt nach Tokyo an die Keio University. Dort war ich Mitglied im Lab für Precision Machining and Nano Processing, um eine Studienarbeit zu schreiben.
Die Vorbereitung auf den Austausch gestaltete sich relativ unkompliziert. Mit der Bewerbung gab es die Möglichkeit sich auch auf ein Zimmer im Wohnheim bewerben, was ich jedem empfehlen kann. Zum einen, weil es kompliziert und teuer ist, sich privat ein Zimmer zu suchen. Zum anderen, da man so automatisch Kontakt zu anderen internationalen sowie japanischen Studenten bekommt. Zusätzlich zur Bewerbung ist es außerdem ratsam sich rechtzeitig um Stipendien zu bewerben, da der Lebensunterhalt in Japan, insbesondere in Tokyo, um einiger teurer als in Deutschland ist.
Mein Wohnheim befand sich in Hiyoshi, etwa 30 Minuten Bahnfahrt von der Innenstadt Tokyos und 15 Minuten zu Fuß von meinem Campus entfernt. Dadurch hatte ich das Glück, nicht während der Rushhour in die überfüllten Bahnen steigen zu müssen. Das Wohnheim wurde im Frühjahr 2017 eröffnet. Die Ausstattung war also sehr modern, Hightech Toiletten natürlich eingeschlossen. Die Zimmer befanden sich in Vierer-Units mit einem Wohnzimmer sowie Dusche und WC. Die Küche wurde sich mit dem gesamten Stockwerk geteilt. Im Normalfall waren immer zwei internationale sowie zwei japanische Studierende in einer Unit untergebracht, wodurch man automatisch in Kontakt miteinander kam. Eine Besonderheit an die ich mich erst gewöhnen musste waren jedoch die strikten Regeln im Wohnheim. So war es Männern und Frauen verboten, die Stockwerke des jeweils anderen Geschlechts zu besuchen. Damit die Regeln auch eingehalten wurden gab es sogar getrennte Fahrstühle.
Schon vor meiner Ankunft machten sich zwei Eigenschaften der Japaner bemerkbar, die mir während meines Aufenthalts immer wieder positiv auffielen; die große Hilfsbereitschaft und Planungsaffinität. So erhielt ich schon vorab genaue Anweisungen von meinem Professor, wie ich vom Flughafen nach Hiyoshi kommen sollte und wurde dort dann direkt von zwei Lab-Mitgliedern abgeholt, die mich herzlichen willkommen hießen und mir mein Wohnheim sowie die Campus zeigten.
Das Studentenleben sieht an der Keio University etwas anders aus als in Hannover. Statt einzelne Arbeiten (Bachelor-, Studien- u. Masterarbeit) zu schreiben und sich dafür jeweils an den verschiedenen Instituten themenbezogen zu bewerben, werden die Studenten Mitglied in einem Lab und forschen dort für etwa drei Jahre an einem Thema, über das sie sowohl ihre Bachelor- als auch Masterarbeit schreiben. Dabei sind sie keinem wissenschaftlichen Mitarbeiter, zugeteilt, sondern eigenverantwortlich für ihr Projekt zuständig und unterstehen so gesehen nur dem Professor. In meinem Fall war es so, dass ich etwa einmal im Monat einen Bericht über den derzeitigen Stand meines Projektes im Lab Meeting gegeben habe und er sowie die anderen Mitglieder des Labs Anmerkungen dazu gegeben haben. Das lässt einem mehr Freiräume was die eigene Forschung und das Erlernen von Forschungsmethoden angeht, stellt aber natürlich auch eine Herausforderung dar, vor allem wenn man, wie in meinem Fall, nur vier bis fünf Monate Zeit hat sich in ein neues Thema einzuarbeiten. Bei Fragen, insbesondere was die Einweisung in Geräte oder Probenbeschaffung anging, waren die anderen Mitglieder jederzeit bereit zu helfen. Dies war auch oft nötig, da einige der Geräte nur auf Japanisch waren.
Doch nicht nur bei der Forschung waren die anderen Lab-Mitglieder eine große Hilfe für mich. In meinem Lab gab es ein interaktives Leben während als auch nach der Uni. So wurde kurz nach meiner Ankunft Hanami, das japanische Kirschblütenfest, gefeiert und ich offiziell mit einem Picknick willkommen geheißen (Bild links). In anderen Worten hieß das Bier trinken und Pizza essen am Vormittag unter Kirschbäumen. Auch sportlich gesehen gab es viele Aktivitäten, wie die Softball Matches gegen andere Labs und das wöchentliche Tennisspielen, das extra auf meinen Wunsch hin organisiert wurde. Nach dem normalen Uni-Tag unternahmen wir dann oft noch etwas zusammen, so brachten sie mir auch das japanische kulturelle Leben näher und vor allem das gute Essen.
Teils am Wochenende aber vor allem am Ende meiner Zeit in Japan ergab sich auch die Möglichkeit das Land außerhalb von Tokyo zu erkunden. Eines meiner Highlights dabei, war definitiv meine Rundreise auf Hokkaido, die mir nochmal eine komplett andere - natürlichere - Seite von Japan offenbarte.
Alles in allem kann ich den Austausch mit der Keio University nur empfehlen. Durch die Arbeit im Lab ergab sich mir nicht nur die Möglichkeit mich fachlich weiterzubilden, sondern auch die Japanische Kultur und vor allem die Japaner selbst auf eine Art kennenzulernen, die ich wohl durch keine Reise oder einen normalen Studienaufenthalt jemals bekommen hätte.