In dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Forschungsprojekt untersucht das IFW in dem ersten Teilziel den bedarfsgerechten Einsatz von Kühlschmierstoff. Dieser bietet in der Zerspanung ein großes Potenzial zur Steigerung der Ressourceneffizienz. Murrenhoff: „In vielen Prozessen wird mit einem maximal zur Verfügung stehenden Kühlmitteldruck gearbeitet. Dieser ist jedoch aufgrund der unterschiedlichen Eingriffsbedingungen häufig nicht nötig.“ Da die Kühlmittelpumpe einer der größten Energieverbraucher der Werkzeugmaschine ist, bietet sich durch eine angepasste Regelung des Kühlmitteldrucks erhebliches Einsparpotenzial. Das Forschungsteam des IFW erarbeitet neue, angepasste Kühlschmierstrategien. Die Strategien werden anschließend für die Entwicklung einer CAD/CAM-gesteuerten NC-Code-Planung zur Anpassung des KSS-Drucks an die jeweiligen Eingriffsbedingungen genutzt.
Neben der geometrisch bestimmten Zerspanung bieten neue Entwicklungen im Bereich der geometrisch unbestimmten Zerspanung ebenfalls Potenzial zur Steigerung der Leistungsfähigkeit in Wechselwirkung mit dem Kühlschmierstoffeinsatz. „Aufgrund der großen Kontaktflächen und der geometrischen Abmessungen sind Innenschleifprozesse eine Herausforderung, wenn es um Prozessstabilität geht. Beispielsweise ist das Risiko zur Schädigung der Oberfläche aufgrund von Schleifbrand groß“, so Murrenhoff. Eine Möglichkeit, die schwer zugängliche Kontaktzone besser mit Kühlschmierstoff zu versorgen, ist der Einsatz additiv hergestellter Schleifscheiben. Hier bieten zum einen die Mikrostrukturierung der Oberfläche das Potenzial einen kühleren Schliff zu erzeugen. Zum anderen können durch die Additiv-Technologie auch Schleifscheiben mit innenliegenden Kühlkanälen hergestellt werden. Der Kühlschmierstoff kann so direkt in die Kontaktfläche zwischen Werkstück und Werkzeug gelangen.
Im zweiten Teilziel des Projekts will das IFW-Team durch einen verbesserten Spanbruch und den Einsatz neuartiger, komplexer Drehprozesse eine Prozessoptimierung und –automatisierung erreichen. Die Spanbruchkontrolle mittels prozessangepasster Spanleitgeometrien bietet auch für die Fertigung von Getriebekomponenten in der Luft- und Raumfahrttechnik hohes Potenzial. Üblicherweise werden in der Luft- und Raumfahrttechnik langspanende Werkstoffe verwendet. Murrenhoff: „Lange Band- oder Wirrspäne verursachen Schädigungen an der Werkstückoberfläche, reduzieren die Werkzeugstandzeit und behindern automatisierte Prozesse.“
Ein Ziel des dreijährigen Forschungsvorhabens ist es daher, die Steigerung der Prozesssicherheit durch Verbesserung des Spanbruchverhaltens zu erarbeiten. „Neben dem Einsatz von am marktverfügbaren Wendeschneidplatten mit Spanleitgeometrie entwickeln wir mit Hilfe simulativer Methoden zusätzlich neue Spanleitstufen und bringen diese mittels Laserablation auf Wendeschneidplatten auf“, erläutert die Wissenschaftlerin.
Zur Erhöhung der Produktivität und Prozesssicherheit in der Bearbeitung von Luftfahrtbauteilen untersuchen die Projektmitarbeitenden darüber hinaus komplexe Drehprozesse mit zusätzlichen Achsbewegungen. Die Spanungsform und somit das Spanbruchverhalten bei diesen Drehprozessen ist zeitlich variabel und somit die Analyse des Spanbruchverhaltens besonders herausfordernd. Murrenhoff: „Wir wollen mittels Materialabtragsimulation, mit der am IFW entwickelten Software IFW CutS detailliert den Einfluss der Spanungsform auf das Spanbruchverhalten untersuchen. Ziel ist es, durch die angepasste Prozessführung eine günstigere Spanform bei den komplexen Drehprozessen zu erzeugen.“
Projektabschluss bildet die Erprobung und Integration der erarbeiteten Kenntnisse sowohl zur angepassten Kühlschmierstrategie als auch zum gesteigerten Spanbruchverhalten im realen Produktionsumfeld des Unternehmens Liebherr.
Kontakt:
Für weitere Informationen steht Ihnen Marita Murrenhoff, Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen, unter Telefon +49 511 762 18348 oder per E-Mail unter murrenhoff@ifw.uni-hannover.de gern zur Verfügung.